- Sabrina Basner
Witten: Studenten setzen auf die Kraft der Sonne
Sie studieren noch an der Uni Witten/Herdecke und
sind schon Jungunternehmer. Jan Haase und Lukas
Förster wollen mit Photovoltaik Geld verdienen.
Zwei Studenten der Uni Witten/Herdecke, denen die Umwelt am Herzen
liegt, und eine Firmenidee: Jan Haase (23) und Lukas Förster (22)
möchten mehr Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern sehen und helfen
Interessierten bei der notwendigen Planung. „Denn der zeitliche Aufwand
hierfür schreckt viele Hauseigentümer ab. Obwohl die Preise für die
Anlagen stark gesunken und die Strompreise gestiegen sind“, sagt
Firmengründer Jan Haase.
Alles begann in einer Gründerwerkstatt an der Wittener Uni, in der
Studierende eigene Geschäftsideen entwickeln sollen. Hierbei lernten
sich Haase und Förster kennen. Auch ein dritter Student, Joshua Aldag,
konnte sich für das Solarstrom-Projekt erwärmen.
Für ihre Beratungen haben die Wittener Studenten eine
Internetseite entwickelt
Aus der Idee wurde im vergangenen Jahr das Start-up-Unternehmen
„Apollon“. Dessen junge Gründer prüfen auf Wunsch, ob sich eine
Solaranlage für einen Hauseigentümer rechnet. Sie vergleichen Preise
und Qualitäten von Anlagen verschiedenster Hersteller und machen auch
Vorschläge für Handwerksunternehmen, die eine solche Anlage dann
aufs Dach bringen können.
Joshua Aldag lebt mittlerweile in Berlin und ist nicht mehr dabei.
Managment-Student Jan Haase und Lukas Förster, der in Witten Politik,
Philosophie und Ökonomie studiert, machen jedoch weiter. Für ihre
Beratungen in puncto Photovoltaik haben die Studenten eine
Internetseite entwickelt – „apollon-solutions.de“. Wer sich für das dort
angebotene Planungspaket (Kosten: 249 Euro) entscheidet, erhält eine
digitale Dokumentenmappe, mit allen Informationen, die man für eine
Installation einer eigenen Photovoltaikanlage benötigt, verspricht Jan
Haase, der in Hattingen aufgewachsen ist.
Satellitendaten zeigen, wie und wo die Sonne auf ein
Dach scheint
Mit Hilfe von Satellitendaten können Förster und Haase zum Beispiel
ermitteln, wie und wo die Sonne auf ein Hausdach scheint und ob
Schatten werfende Bäume das Solar-Vorhaben unter Umständen
unwirtschaftlich machen. „Wir bieten Kunden immer vier mögliche
Anlagen an, unter denen sie dann auswählen können“, erklärt Lukas
Förster. Wer sich für eine Anlage entscheidet, die dann Sonnenenergie in
elektrische Energie umwandeln soll, kann bei „Apollon“ auch noch ein
sogenanntes „Organisationspaket“ erwerben. Ein Angebot für Menschen,
die sich nicht selbst mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage
beschäftigen wollen.
Das Gründerzentrum EZW (Entrepreneurship Zentrum Witten)
an der Bahnhofstraße berät und unterstützt
ausgewählte Start-up-Unternehmen.
Jan Hasse: „Wir holen für die Anlage Angebote verschiedener
Handwerker ein, vergleichen das Preis-Leistung-Verhältnis. Der Kunde
entscheidet, wem er den Auftrag erteilt.“ Die Jungunternehmer haben
bereits rund 15 Kunden zu Photovoltaik-Anlagen verholfen – am
Bodensee, im Aachener Raum, in Norddeutschland. „Unsere Aufträge
bekommen wir überwiegend über Mund-zu-Mund-Propaganda“, sagt
Lukas Förster.
Die Jungunternehmer werden vom Wittener
Gründerzentrum EZW unterstützt
Unterstützt werden die „Apollon“-Gründer auch durch ein
Gründerstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie vom
Wittener Gründerzentrum EZW (Entrepreneurship Zentrum Witten).
Dieses berät und begleitet ausgewählte Start-ups und stellt ihnen in den
EZW-Räumlichkeiten an der unteren Bahnhofstraße auch kostenlose
Büroarbeitsplätze zur Verfügung.
Dass sich die Investition in eine Photovoltaikanlage für die Umwelt
auszahlt, macht Jan Haase an einem Beispiel deutlich: So spare eine
Anlage für ein normales Einfamilienhaus jährlich 3500 Kilogramm
Kohlendioxid. „Dies entspricht dem Schadstoffausstoß von zwölf Flügen
von Berlin nach London!“ Wirtschaftlich rentiere sich eine Anlage dieser
Größenordnung, die 9000 bis 10.000 Euro koste, im Schnitt nach acht
Jahren.
730 Solar-Anlagen gehören Privatleuten in Witten
In Witten gibt es nach Auskunft der Stadtwerke bereits über 780
Photovoltaik-Anlagen, über 730 davon wurden von Privatleuten
angeschafft. Jan Haase und Lukas Förster möchten auch nach
Studienende mit ihrer Firma „Apollon“ Geld verdienen. Aber dies sei nur
möglich, wenn ihnen Corona nicht das Geschäft verhagele. Haase: „Ab
März waren die Anfragen bei uns stark rückläufig.“
Solaranlagen auch zur Pacht
Auch die Energieberater der Stadtwerke beraten private und gewerbliche
Stromkunden, die sich für eine Photovoltaikanlage interessieren. Ein
kostenloses Angebot für Stadtwerke-Kunden. Handwerker werden nicht
empfohlen oder vermittelt. Energieberater Sören Braun: „Auf unserer
Homepage (stadtwerke-witten.de) findet man aber eine Liste mit
Wittener Betrieben.“
Ein besonderer Service der Stadtwerke für Kunden, die keine eigene
Photovoltaikanlage kaufen möchten oder können: Der Energieversorger
bietet an, diese bei ihm zu pachten. Energieberater Braun: „Die
Stadtwerke errichten dann die Anlage auf ihre Kosten.“
Auch die Universität Witten/Herdecke setzt auf Solarstrom. Auf dem
Dach ihres Hauptgebäudes befindet sich eine Photovoltaikanlage, mit der
jährlich rund 10.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Eine weitere
Anlage ähnlicher Größe befindet sich auf dem Campus auf dem Dach
des Gebäudes FEZ. Das neue, derzeit noch im Bau befindliche
Universitätsgebäude wird eine Solaranlage bekommen, „die acht Mal so
viel Ertrag bringen wird, wie unsere aktuelle Anlage“, sagt Domenik Treß
von der „Vernetzungsstelle Nachhaltigkeit“ der Hochschule.
Quelle:
WAZ Jutta Bublies 23.10.2020
Foto: Barbara Zabka / FUNKE Foto Services